"Bares für Rares"-Händler

Fabian Krahl: "Ich möchte wie in einem Naturkundemuseum wohnen"

von Petra Esselmann

Frisur, Hobby, Wohnsitz...  Antiquitätenhändler Fabian Kahl probiert gerne mal was Neues aus. In seiner neuen Wohnung in Leipzig findet sich aber kaum etwas, was jünger als 50 Jahre alt ist.

Er handelt mit alten Dingen und ist immer aufgeschlossen für Neues. So hat sich Fabian Kahl, das jüngste und optisch auffälligste Mitglied der "Bares für Rares"-Händlerrunde, zum Beispiel von seinem Kollegen Wolfgang Pauritsch fürs Golfspiel begeistern lassen und wandelt nun gelegentlich zwischen Gothic-Szene und Golfplatz. "Ich mische die Runde da mal ein wenig auf. Man wird schon schief angeschaut, wenn man so aussieht wie ich und sich für Golf interessiert. Aber das kenne ich auch schon aus anderen Lebenssituationen." Der 28-Jährige lässt sich nicht beirren, auch nicht, wenn er wegen seines Engagements für Klimaschutz in den sozialen Netzwerken angegangen wird. "Ich weiß, wofür ich einstehe, und das mache ich aus Überzeugung." Sein Selbstbewusstsein hat Fabian Kahl unter anderem als Teammitglied seit der ersten Staffel in der erfolgreichen ZDF-Trödelshow erworben. Im vergangenen Jahr hatte der Spross einer thüringischen Antiquitätenhändler-Familie vorübergehend seinen Wohnsitz nach Köln verlegt, er ist inzwischen aber wieder in seine vorherige Wahlheimat Leipzig zurückgekehrt. Im Interview verrät der veränderungsfreudige Händler, wie er sich eingerichtet hat. Dinosaurier inklusive.

prisma: Wie sieht ein normaler Tag im Leben von Fabian Kahl aus, wenn Sie nicht gerade in Köln zwei Folgen "Bares für Rares" aufzeichnen?

Fabian Kahl: Immer individuell, und kein Tag gleicht dem anderen. Ich habe viel Arbeit, kaufe auf, fahre umher zu Privatpersonen, um dort Antiquitäten zu begutachten. Ich besuche meinen Goldschmied, um neue Schmuckstücke zu entwerfen, tingle von Restauratoren zu Uhrmachern und bearbeite sehr, sehr viele geschäftliche Mails oder WhatsApp-Nachrichten, jeden Tag. Die Arbeit durchmische ich mit meinen Hobbys wie Naturfotografie, Tauchen, Bouldern oder Golfen. Demnächst kommt noch Bogenschießen dazu. Derzeit arbeite ich auch am Ausbau eines kleinen naturhistorischen Kabinetts in meiner Wohnung. Ich möchte gern wie in einem Naturkundemuseum wohnen. Also, mir wird es niemals langweilig.

prisma: Sie sind nach einer kurzen Episode in Köln im ausgehenden Jahr wieder zurück nach Leipzig gezogen. Was hatten Sie am meisten vermisst? Was hat Leipzig, was Köln nicht hat?

Kahl: Leipzig besitzt für mich Schönheit, Ruhe, Gelassenheit, Stressfreiheit. Das alles habe ich in Köln etwas vermisst. Nichtsdestotrotz sind mir in Köln so manche Menschen sehr ans Herz gewachsen, und ich bin froh, dass ich sie besuchen kann, wenn Aufzeichnungen für die Sendung stattfinden.

prisma: Sind Sie schon wieder eingerichtet?

Kahl: Ja, ich habe mir jetzt auch zum ersten Mal in meinem Leben eigene Möbel direkt für meine neue Wohnung gekauft und nicht, wie davor immer, Dinge, die ich im Lager hatte, zusammengestückelt und durcheinander geworfen.

prisma: Wie würden Sie Ihren Einrichtungsstil jetzt beschreiben?

Kahl: Meine Wohnung ist sehr vielseitig. Das Wohnzimmer ist mit einer sattgrünen Dschungeltapete ausgekleidet, vor welcher sich dunkelbraune Nuss- oder Palisanderholzmöbel aus dem Barock bis zu den späten Designs der 60er-Jahre in Dänemark drapieren. Ein anderer Raum wiederum ist auf Bauhausstil ausgelegt und erinnert an eine Galerie mit weißen Wänden und, irgendwann auch einmal, passenden Gemälden. Und dann ist da noch das Arbeitszimmer und Naturkunde-Kabinett, welches gerade in Arbeit ist. Mit schwerer violetter Jugendstil-Tapete und mit Kunstleder bezogenem 70er-Jahre-Mobiliar in Petrol und Gold. Bald wird es vollgestellt sein mit einem Sammelsurium interessanter naturhistorischer und naturkundlicher Exponate.

prisma: Zum Beispiel?

Kahl: Ich habe einen kleinen, 130 Millionen Jahre alten Psittacosaurus, also einen Vogelbeckensaurier aus der Unterkreide. Er ist das Herzstück meiner Sammlung.

prisma: Nach dem ältesten Stück in ihrer Wohnung braucht man da nicht mehr zu fragen. Was ist das neueste?

Kahl: Bis auf einige Gebrauchsgegenstände ist in meiner Wohnung alles mindestens 50 Jahre alt. Ich lege großen Wert auf Recycling und Wiederverwertung. Lieber etwas Altes weiter verwenden als etwas Neues zu Lasten unserer Erde und der Natur kaufen. Das halte ich mit Mobiliar, aber auch mit Kleidung so.

prisma: Sie setzen sich sehr für Umwelt- und auch Klimaschutz ein. Wie gehen Sie damit um, wenn Sie dafür in den sozialen Medien so negative Reaktionen bekommen wie auf Ihre Ankündigung, sich am Klimastreik zu beteiligen?

Kahl: Mich tangiert so etwas nur peripher. Ich weiß, wofür ich einstehe, und das mache ich aus Überzeugung. Ich muss niemandem nach dem Munde reden.

prisma: Wie und wann kamen Sie zum veganen oder vegetarischen Lebensstil?

Kahl: Seit meinem 15. Lebensjahr lebe ich ausnahmslos vegetarisch. Vegan war ich mal zwei Jahre, aber es fällt mir sehr viel schwerer als der Vegetarismus. Ich arbeite jedoch jeden Tag daran und in meiner Grundhaltung ist es die beste Art zu leben.

prisma: Wird in der Händlerrunde von "Bares für Rares" über solche Themen diskutiert? Sprechen Sie es an, wenn sich etwa ein Kollege in der Mittagspause für das Schnitzel entscheidet?

Kahl: Ich bin kein militanter Fleisch-Verschmäher. Wer es essen will, kann es essen. Aber wenn Witze auf meine Kosten in Bezug auf dieses Thema gemacht werden, revanchiere ich mich auch gern dafür.

prisma: Wie würden Sie generell das Verhältnis der Kollegen in der Händlerrunde untereinander beschreiben?

Kahl: Auf händlerische Weise konkurrierend, aber sehr freundschaftlich in privater Hinsicht.

prisma: Was haben Sie als Jüngster in der Runde von den Kollegen am Händlertisch gelernt?

Kahl: Alles aufzuzählen, führte zu weit. Jeder neue Drehtag ist aufregend und spannend, und es vergeht kaum einer, an dem ich nicht etwas Wertvolles und Neues dazu lerne. Am eklatantesten, kann ich wohl sagen, ist, dass ich vor der Sendung nichts über Schmuck wusste. Und nun kenne ich mich dahingehend ganz gut aus und habe dieses neue Gebiet in meinen Handel mit einbezogen.

prisma: Hat die lange Zeit bei "Bares für Rares" Sie verändert? Immerhin sind Sie seit 2013 dabei...

Kahl: Ich bin eine ganze Ecke selbstbewusster geworden, würde ich sagen, und habe mein Leben voll im Griff.

prisma: Ursprünglich sollte ja Ihr Vater, ebenfalls Antiquitätenhändler, für die Show gecastet werden – bis Sie zufällig im Hintergrund entdeckt wurden. Schaut er die Sendung regelmäßig und kommentiert anschließend auch mal einen Kauf?

Kahl: Meine Eltern besitzen kein Fernsehen und schauen daher die Sendung nur ab und an mal in der Mediathek. Mein Vater findet es immer sehr unterhaltsam, aber kommentiert nur wenig. Er findet gut, was ich mache und redet mir in mein Geschäft nicht rein.

prisma: Sie haben mit 28 Jahren schon eine Menge erreicht, haben viele Interessen und Talente – welche Vision haben Sie von sich selbst für die Zukunft?

Kahl: Ich lebe im Hier und Jetzt. Die Zukunft plane ich nur selten weiter als einen Monat im Voraus. Natürlich habe ich ein Gespür für mein Handeln und dessen mögliche Auswirkungen auf zukünftige Tage und passe mein Verhalten in der Gegenwart dem an. Aber eine richtige zielführende Lebensplanung gibt es bei mir nicht. Das hält mich offen für alles, was da kommen mag. Und das macht für mich das Leben aus.

prisma: Zu guter Letzt ein Thema, das Ihre Fans sehr bewegt: Lassen Sie Ihre Haare eigentlich gerade wieder wachsen?

Kahl: Wie gesagt, ich plane nichts und bin selbst gespannt, welche Frisur mir in ein paar Wochen oder Monaten wieder einfällt.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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