Buch & Kino

Bathsheba und ihre Verehrer

30.06.2015, 06.00 Uhr
Herrin über Land und Vieh: Bathsheba Everdene (Carey Mulligan) trägt große Verantwortung.
Herrin über Land und Vieh: Bathsheba Everdene (Carey Mulligan) trägt große Verantwortung.  Fotoquelle: Twentieth Century Fox

Ein großer Roman der Weltliteratur in einer tollen Verfilmung: "Am grünen Rand der Welt" von Thomas Vinterberg.

Filminfo

Regie: Thomas Vinterberg


Cast: Carey Mulligan, Matthias Schoenaerts, Michael Sheen, Tom Sturridge, Juno Temple


Länge: 119 Min.


Start: 16. Juli 2015

Eine erste Begegnung zwischen ihr und ihm, die alles möglich scheinen lässt – Liebe, Eifersucht, ein schlechtes Ende oder doch ein gutes?

Sie ist Bathsheba Everdene, die junge Gutsherrin. Er heißt Gabriel Oak, ein Schäfer, der sich als Farmer versucht.

"Ich habe einen Hut gefunden", sagte Oak. "Er gehört mir." Sie unterdrückte, weil es ihr schicklicher schien, den Wunsch, laut herauszulachen, und begnügte sich mit einem winzigen Lächeln. "Er ist mir letzte Nacht davongeflogen."

"Um ein Uhr?"

"Ja – das war es." Sie war überrascht. "Woher wisst Ihr das?"

Geschichte eines langen, unendlich schweren Weges

Thomas Hardys zeitlos vollkommener Roman "Am grünen Rand der Welt", der jetzt in einer Verfilmung des Dänen Thomas Vinterberg ins Kino kommt, erzählt die Geschichte eines langen, unendlich schweren Weges zu sich selbst. Es ist Bathsheba (im Alten Testament eine Frau, die König David sich einfach nimmt), die diesen Weg gehen muss und schlimme Erfahrungen macht.

Die Bathsheba des Romans ist eine Frau des 19. Jahrhunderts, aber keine, die sich noch "nehmen" ließe, so bitter nötig ihr eine männliche Hand bei der Bewältigung ihrer Aufgaben auch wäre. "Plötzlich fühlte sie ein dringendes Bedürfnis, sich mit einem Menschen auszusprechen, der stärker wäre als sie, und so die Kraft zu finden, die Situation, in der sie sich vermutete, und ihre Zweifel in stoischer Haltung zu bewältigen."

Eingebettet ist das durchaus dramatische Geschehen voller ausgelebter und unterdrückter Leidenschaft in eine archaisch anmutende Landschaft des Landes Wessex (das es nicht gibt, aber im südlichen England andeutungsweise gegeben haben mag).

Hardy gerät nie in Kitsch

Dabei gerät Thomas Hardy nie in Kitsch, es bleibt immer die armutigste soziale Wirklichkeit, die er beschreibt: "In der Aschengrube briet ein Haufen Kartoffeln, und daneben brodelte in einem irdenen Topf ein Gebräu aus verkohltem Brot, 'Kaffee' genannt, beides für allfällige Besucher bestimmt, denn die Mälzerei war eine Art Klubhaus und eine Alternative zur Dorfschenke."

Die Schriftstellerin Virginia Woolf geriet ob der Schilderungen ihres 1928 verstorbenen Kollegen ins Schwärmen: "Gabriel Oak, der dort oben auf dem Rücken der Welt seine Schafe hütet, ist der ewige Schäfer; die Sterne sind uralte Leuchtfeuer ... Aber drunten im Tal ist die Erde voller Wärme und Leben. Die Natur ist fruchtbar, prächtig und lustvoll von Leben."

Diese Natur ersteht in Vinterbergs Film auf wundersame Weise neu. Es ist die Kamerafrau Charlotte Bruus Christensen, der das erste Lob für die außergewöhnlich werktreue Verfilmung des Romans gebührt. An zweiter Stelle kommen die Schauspieler. Carey Mulligan (30), die in "Drive" an der Seite Ryan Goslings sehr für sich einnahm, dann aber als Daisy in "Der große Gatsby" belanglos wirkte, ist hier eine wunderbare Bathsheba.

Ihre Verehrer sind der Charmebolzen Troy (Tom Sturridge), der bedächtige Farmer Boldwood (Michael Sheen) und natürlich Gabriel Oak, gespielt vom Belgier Matthias Schoenaerts (37), der, wir erwähnten das schon bei "Die Gärtnerin von Versailles", auf bestem Weg zum Weltstar ist.

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