"Borchert und die mörderische Gier"

Zürich-Krimi: Ein Student wird aus dem Weg geräumt

von Wilfried Geldner

Fünfter Fall für Thomas Borchert (Christian Kohlund) den "Anwalt ohne Lizenz": Ein Kunststudent wird mitten in Zürich von zwei Limousinen umgefahren.

ARD
Der Zürich-Krimi: Borchert und die mörderische Gier
Kriminalfilm • 28.02.2019 • 20:15 Uhr

Unter den Märchenerzählern im Donnerstagskrimi des Ersten ist Christian Kohlund, einst Arzt in der "Schwarzwaldklinik" und Hoteldirektor im "Traumhotel", zweifellos der mit der breitesten Brust und der sonorsten Stimme. Als Thomas Borchert, der "Anwalt ohne Lizenz", geht er im "Zürich-Krimi" dorthin, wo es wehtut. Schließlich hat der aus Frankfurt zurück in die Schweiz Geflüchtete ja noch was gut zu machen – Korruption wurde ihm vorgeworfen. Mit schweizerischer Gemächlichkeit, jedoch ohne Schwyzerdütsch, geht er seine Fälle an. Viel Privatleben gönnt man ihm dabei nicht, und auch das Zürcher Lokalkolorit – es wurde von den Eingeborenen heftig bemängelt – bleibt ihm weitgehend verwehrt. In der fünften Folge, "Borchert und die mörderische Gier", weckt der Hilferuf eines Kunststudenten Borcherts väterlichen Instinkt. Der Student scheint den Islamisten zugetan.

Aus dem "Zürich der Banken, Beamten und Bonzen" dringt der Anwalt, der zum schwarzen Anzug die blaue Krawatte wie einen Gerichtsausweis trägt, diesmal ein wenig heraus. Auf dem Anrufbeantworter der Kanzlei, in der er arbeitet, hat sich ein junger Mann in Angst mit dem Satz: "Ich brauche Hilfe" gemeldet. Als man ihn kontaktieren will, liegt er bereits im Koma, zwei schwarze Limousinen haben ihn auf seinem Motorrad abgedrängt.

Borchert, der sich an den eigenen, vor zehn Jahren verunglückten Sohn erinnert fühlt, recherchiert allerorten. Als er ein modernes Appartementhaus am Flughafen besucht, in dem der Kunststudent wohnt, jammern bereits gefährlich orientalische Oboen. Julian, so heißt der Student, ist ein uneheliches Kind, um das sich der Vater nie gekümmert hat – jedenfalls behauptet das die Mutter. Borchert findet dann in Julians Appartement eine Ausgabe des Koran – gut möglich, dass Julians Verfolger Islamisten oder deren Gegner gewesen sind. Für Dominique, Borcherts etwas steife Chefin (Ina Paule Klink), ist der Fall klar: Julian ist der Prototyp des vereinsamten, allein gelassenen Sohnes, der islamistischen Werbern leicht zum Opfer fällt.

Immer wieder ist der – wie seine Professorin versichert – begabte Student in den Nahen Osten geflogen. Ging es um Waffenhandel, Kriegsdienste, oder doch bloß um Kunstrettung im Kriegsgebiet? Weit vor wagt sich der Anwalt auf das Gebiet der Zürcher Muslime. Mal wird er vom Imam sanft über die Gewaltlosigkeit des Islam belehrt, mal holt er sich im Freizeittreff eine blutige Stirn. Borchert kommt jedenfalls zu der Überzeugung, dass "Fanatiker keine Korane verteilen" sollten.

Für so einen Donnerstagskrimi sind solche Erkenntnisse schon eher die Ausnahme als die Regel. Schade, dass das Krimimärchen vom Kunststudenten und dem väterlichen Anwalt, der ihn rettet, dann doch noch in hektisches Schlingern gerät. Wieviel Klischee muss sein? Den Figuren müsste mehr Spielraum gegeben werden – draußen und drinnen in der Kanzlei. Aber es gibt immerhin ein paar schöne Momente, etwa wenn Borchert Julians Vater, den großartig verstockten Kai Wiesinger, zur Rede stellt und dabei Roland Suso Richter (Regie) Gut und Böse wie in einem Superman-Film aufeinanderprallen lässt.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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