"Charlotte Link: Das andere Kind"

Schuld ohne Sühne

von Franziska Pestonic

Marie Bäumer, Hannelore Hoger und Fritz Karl spielen die Hauptrollen in diesem düsteren deutsch-englischen Krimi nach der Bestseller-Vorlage von Charlotte Link.

ARTE
Charlotte Link: Das andere Kind
Kriminalfilm • 21.12.2018 • 20:15 Uhr

Das kleine Städtchen Scarborough hat es der deutschen Bestsellerautorin Charlotte Link angetan. In einem Interview verriet die 55-Jährige einst, sie habe die Kleinstadt im Nordosten Englands zufällig entdeckt, weil sie sich "vollkommen verfahren" hatte. Einmal dort gewesen, habe Scarborough die Autorin aber so fasziniert, dass zahlreiche ihrer Geschichten dort angesiedelt sind. So auch die Verfilmung ihres Romans "Das andere Kind". Erzählt wird eine Geschichte, die in England unter deutschen Bomben ihren Anfang nimmt und ihr düsteres Erbe bis zum Ende nicht loswird. 2013 war der psychologische Familienkrimi als Zweiteiler im Ersten zu sehen. ARTE zeigt ihn nun in der vollen Länge von fast drei Stunden am Stück.

Marie Bäumer spielt die Hauptrolle der Kinderärztin Leslie Cramer. Sie ist beruflich erfolgreich, doch privat herrscht bei ihr das Chaos: Ihr Mann hat sie betrogen und so die Trennung heraufbeschworen. Da trifft sich es sich, dass eine Einladung zur Verlobungsfeier in Scarborough von Leslies Jugendfreundin Gwen (Bronagh Gallagher) ins Haus flattert. Sie hat den feschen, aber ziemlich armen Volkshochschullehrer Dave (Fritz Karl) erobert. Leslie packt hoffnungsvoll die Koffer und reist zum Fest.

Etwas gegen die geplante Verbindung einzuwenden hat Leslies Großmutter Fiona Barnes (Hannelore Hoger), bei der die Enkelin nach dem frühen Tod ihrer Mutter teilweise aufgewachsen ist. Fiona, die mit Gwens mittlerweile geistig verwirrten Vater Chad (Richard Johnson) eine alte, unerfüllte Liebe teilt, kämpft vehement gegen den mittellosen Bräutigam in spe. Der hat es ihrer Meinung nach nur aufs Geld der Familie abgesehen. Als Leslie in Scarborough eintrifft, ist ein Mord passiert. Eine Studentin wurde grausam abgeschlachtet. Kaum ist Leslie bei der Verlobungsfeier im familiären Kreis angekommen, ereignet sich ein zweiter Todesfall – diesmal mitten in der Familie.

Ein zweiter Erzählstrang des Films berichtet vom gemeinsamen Aufwachsen Fionas und Chads. Das Londoner Mädchen (Chloe Jayne Wilkinson) wird während der Bombennächte im Zweiten Weltkrieg aufs Land nach Scarborough evakuiert und kommt so in die Familie von Einzelkind Chad (Tom Weston). Aus kindlichen Spielgefährten wird eine junge Liebe, doch bald zieht Chad in den Krieg.

Auch wenn der Thriller des Schweizer Regisseurs Urs Egger ("Die Seelen im Feuer") in seiner Machart konventionell bleibt – die Geschichte von Schuld und ausgebliebener Sühne fesselt aufgrund ihrer menschlich anrührenden Erzählung. Hauptdarstellerin Bäumer und vor allem Hannelore Hoger als grantige Großmutter überzeugen. Etwas gewöhnungsbedürftig sind dagegen die teilsynchronisierten Dialoge zwischen deutschen und englischen Schauspielern, die beim Dreh jeweils in der Muttersprache agierten.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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