Dritter Fall "Dunkle Spuren"

"Der Lissabon-Krimi": Hier stimmt nur die Kulisse

von Eric Leimann

Zum dritten Mal ermittelt Jürgen Tarrach als deutscher Vorzeigeportugiese im schönen Lissabon. Seine Figur, der vom Leben gezeichnete Anwalt Eduardo Silva, bekommt es in "Lissabon-Krimi: Dunkle Spuren" mit einem Familiendrama zu tun. Knapp 90 Minuten muss der Zuschauer mitraten, auf welche Weise ein Fabrikbrand ausgelöst wurde, bei dem eine Arbeiterin zu Tode kam.

ARD
Der Lissabon-Krimi: Dunkle Spuren
Kriminalfilm • 28.03.2019 • 20:15 Uhr

Antonio Alves (Joao Didelet) soll seine eigene Textilhalle in die Luft gesprengt haben, um die Versicherungssumme zu kassieren. Nun sitzt er in Untersuchungshaft, Indizienbeweise sprechen gegen ihn. Eduardo Silva, am Anfang des Films mal wieder reichlich lebensmüde, reißt der Fall aus seiner von Fado-Nächten befeuerten Melancholie. Auch, weil ihn die Situation des Fabrikanten an seine eigene Vergangenheit erinnert. Antonio will sich von seiner geliebten Frau verabschieden, die im Krankenhaus neben dem Untersuchungsgefängnis im Sterben liegt. Dass ihm der Abschied verwehrt wird, rührt Eduardos Herz. Schließlich musste auch Tarrachs Anwaltsfigur seine Frau einst ohne Abschied gehen lassen. Folgerichtig nehmen Silva und seine junge Assistentin Marcia Amaya (Vidina Popov) die Ermittelungen auf.

Bei diesem Krimi stimmt kaum etwas. Nach wie vor nimmt man den mit deutschen Schauspielern besetzten Portugiesen-Rollen selbige nicht ab. Dazu kommt eine sich träge dahinwälzende Story. Lediglich einige schöne Bilder des hoch gehandelten Nachwuchsregisseurs Jens Wischnewski ("Die Reste meines Lebens"), die stimmungsvolle Gassen und viele schöne Ausblicke Lissabons zum Besten geben, retten das verstaubte Krimikonzept vor der Bewertung "Ärgernis zur Primetime".

Schwache Story, biedere Inszenierung

Eine Arbeiterin, die sich Sonntagnacht in der explodierten Fabrik aufhielt, ist gestorben. Doch wer könnte den Dampfkessel, der Explosion und Brand auslöste, manipuliert haben? Das Drehbuch von Kathrin Richter und Jürgen Schlagenhof ("Ich will dich") führt alsbald Verdächtige aus dem Lehrbuch vor: den unzufriedenen Sohn des Fabrikanten (André Patrício), den der Vater nicht richtig ranlassen wollte, einen Konkurrenten um Marktanteile – oder war es doch der betont ambivalent gezeichnete Versicherungsdetektiv Joao Pinto (Jörn Knebel)? Nach bester Miss Marple-Marnier werden nun staubige Theorien und Motive durchdekliniert, Verdächtige auffällig unauffällig durch die Gassen Lissabons verfolgt oder zwischendurch auf der Hand liegende, tiefenpsychologische Vergleiche zwischen dem drohenden Geliebten-Verlust des Klienten und Eduardo Silvas eigenem Trauma hervorgekehrt.

Während sich der Donnerstagskrimi der ARD – gedacht als leicht zu konsumierendes Miträtseln zu schönen Bildern – an anderer Stelle bemüht, wenigstens einen Hauch von Modernität oder zumindest erzählerischer Qualität in sein Konzept zu integrieren, scheint der Standort Lissabon schon nach drei Folgen "verbrannt". Zu bemüht wirkt der Versuch, Deutsche in Portugiesen zu verwandeln und ihnen so etwas wie ein "passendes" Lebensgefühl einzuflüstern. Dazu kommen schwache Storys und eine eher biedere Inszenierung. Unterm Strich ist das dann doch eher deutscher Saumagen als Saudade, jenes Lebensgefühl spezieller Melancholie, die sich in der Musik des Fados ausdrückt und zum Kulturerbe Portugals zählt.

Passend zum schwierigen Kulturaustausch singt Jürgen Tarrach nun auch den Fado auf Deutsch. "Zum Glück traurig" heißt ein Liedprogramm des 58-jährigen Schauspielers, der mit eigenen, vom Fado inspirierten Liedern ein melancholisches Lebensgefühl feiern will. Die Texte schrieb Tarrach in deutscher Sprache, zur Instrumentierung dienen: portugiesische Gitarre, Klavier und Cello im Stile des Fado. "Wir werden im Umfeld der Ausstrahlung des Lissabon-Krimis drei Songs auf den üblichen Streaming- und Download-Plattformen veröffentlichen", sagt Tarrach. Am Donnerstag, 4. April, 20.15 Uhr, darf er als Eduardo Silva Fall Nummer vier lösen. "Feuerteufel" heißt dieser und beschäftigt sich schon wieder mit einem Brand – diesmal jedoch in einem Wald. Bleibt zu hoffen, dass jener Krimi etwas "heißer" als sein Vorgänger ist.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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