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"Don't Look Up": Bei diesem Film bleibt uns das Lachen im Halse stecken

von Andreas Fischer
Unschwer zu erkennen, wen sich Meryl Streep für ihre Rolle als US-Präsidentin Janie Orlean zum Vorbild genommen hat.
Unschwer zu erkennen, wen sich Meryl Streep für ihre Rolle als US-Präsidentin Janie Orlean zum Vorbild genommen hat.  Fotoquelle: © Niko Tavernise / Netflix © 2021

Ein Komet droht, die Erde zu zerstören. Das Unheil wäre durchaus noch aufzuhalten, aber m neuen Netflix-Film  "Don't Look Up" will die Menschheit anscheinend nicht gerettet werden.

Vom Himmel her rast das Unheil auf die Erde zu, und was machen die Menschen? Sie verschließen die Augen und schauen einfach nicht hin. Da können sich Jennifer Lawrence und Leonardo DiCaprio als Wissenschaftler den Mund noch so fusselig reden und vor der sicheren Auslöschung des Planeten durch einen Kometen warnen. "Don't Look Up" heißt der neue Film von Adam McKay, den Netflix nach einer kurzen Kinoauswertung nun in seinem Streamingangebot zeigt.

McKay hatte zuletzt die Finanzkrise von 2009 ("The Big Short") und die US-Politikgeschichte der letzten 50 Jahre ("Vice – Der zweite Mann") mit komödiantischer Leichtigkeit wunderbar erklärt. Diesmal arbeitet sich der Regisseur und Drehbuchautor in einer beißenden Satire an institutioneller Dummheit, Wissenschaftsverleugnung und Profitgier ab – und dabei bleibt ihm das Lachen im Hals stecken.

Das kann man ihm nicht einmal verdenken: Die Story über zwei Astrophysiker, die mit ihren Berechnungen und Warnungen vor allem auf Ignoranz und Desinteresse stoßen, ist keine besonders subtile Metapher auf den Umgang von Politik, Medien und sozialen Netzwerken mit Klimakrise und Corona-Pandemie. Den Felsbrocken aus dem All jedenfalls braucht "Don't Look Up" gar nicht, um ein Katastrophenfilm zu sein.

Die Wissenschaftler Kate Dibiasky (Lawrence) und Dr. Randall Mindy (DiCaprio) feiern nach der Entdeckung des neuen Kometen nur kurz. Dann rechnen sie. Und rechnen. Und rechnen noch einmal. Am Ende steht die Null, und das bedeutet nichts Gutes. Der "Planetenkiller" nimmt Kurs auf den Pazifik, und weil er so groß wie der Mount Everest ist, wird auf den Einschlag in sechs Monaten die totale Zerstörung der Erde folgen. Hört sich schlimm an? Ist es auch. Aber es kommt schlimmer. Und zwar immer wieder.

Keine Lust auf schlechte Nachrichten

Eigentlich ist die Menschheit technologisch so weit fortgeschritten, dass sie mit einer Armada von Raketen den Kurs des Kometen ändern kann. Aber, und jetzt kommt das Hamsterrad-Gefühl (siehe: Klimakrise, siehe Corona-Pandemie), sie tut es nicht.

Zunächst einmal hat die Politik "keinen Bock" auf schlechte Nachrichten aus der Wissenschaft: Diesbezüglich sind die US-Präsidentin (Meryl Streep) und ihr allglatter Berater-Sohn (Jonah Hill) ganz offen, während sie auf der Couch im Oval Office lümmeln. TV- und Soziale Medien treiben die Wissenschaftler vor sich her. Fakten spielen keine Rolle mehr, wichtiger ist die Frage, ob man an den Kometen glaubt.

Nicht zuletzt ist sich jeder selbst der nächste: der General etwa, der den Astronomen Gratis-Snacks im Weißen Haus für 20 US-Dollar verkauft. Am nächsten ist sich aber ein Tech-Milliardär, der den Kometen kontrolliert abstürzen lassen will, um seltene Rohstoffe zu fördern.

Auch wenn die Inszenierung wie von Adam McKay gewohnt tempo- und einfallsreich ist, sich halb Hollywood die Ehre gibt und Meryl Streep mit sichtlichem Vergnügen auf Vernunftstauchstation geht: Witzig ist das alles nicht. Aber was soll man anderes erwarten, wenn die Welt den Verstand verliert und sich einen Sch...ß um die Zukunft kümmert?


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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