ZDF-Thriller

"Getrieben": Mit Frauenpower auf der Jagd nach einem Serienmörder

von Hans Czerny

Ein Serienmörder geht um, uns bald gerät ein Patient der ehemaligen Polizeipsychologin Kara Bischoff (Petra Schmidt-Schaller) in Verdacht.

ZDF
Getrieben
Kriminalfilm • 25.02.2019 • 20:15 Uhr

Das waren noch Zeiten, als Sam, Samantha Waters, die Gerichtspsychologin vom FBI, in der Serie "Profiler" in den 90ern abgeschieden im Abseits lebte, weil ihr Mann ermordet worden war. Bis sie dann ein Freund von der Violent Crimes Task Force (VCTF) um Mithilfe bei der Aufklärung von Serienmorden bat. Sam konnte das Verbrechen aus der Sicht der Opfer wie auch der möglichen Täter erklären – das half. Heute, jedenfalls im ZDF-Einzelstück "Getrieben", wird die ehemalige Polizeipsychologin Kara Bischoff (Petra Schmidt-Schaller) von ihrer früheren (und bald wieder) Freundin, der LKA-Kommissarin Sibylle Deininger (Ulrike C. Tscharre) reaktiviert, weil die Arbeit mit ihr früher doch immer so erfolgreich war – bis zu jenem geheimnisvollen Zeitpunkt, zu dem sich ihre Wege trennten. Analytische Psychologie ist gefragt, denn ein Serienmörder zieht durch die Stadt, er klettert unter seiner schwarzen Haube Fassaden hoch und dringt in Wohnungen ein, um junge Frauen auf grausame Art zu ermorden.

Das mit den Serienmorden finden die tüchtigen Kollegen vom LKA (eine gewöhnliche Mordkommission hätte es sicher auch getan) bald heraus. Wie gut, dass es Computer gibt: Nicht nur in naher Gegenwart folgt ein weiterer Mord, schon vor Zeiten wurden andernorts Frauen nach der selben Methode ermordet – sorgsam gefesselt und übel zugerichtet mit Messerstichen aller Art. Die penibel hergestellte Gleichheit gibt Rätsel auf: Warum hat der Täter das bloß getan? Keine Frage, dass die am Ende recht verquere Lösung in die Untiefen einer gequälten Seele führen wird.

Die Ursache der Taten und damit den Mörder ans Tageslicht zu bringen, entpuppt sich als ein so schwieriges wie langwieriges Geschäft. Gut, dass da die Psychologin, die nunmehr eine eigene Praxis führt, und die LKA-Kommissarin wieder zusammenarbeiten. Nach und nach räumen sie die Hindernisse beidseitiger Verletzungen aus dem Weg. Petra Schmidt Schaller als Kara (seltsamer Name, aber in Amerika besonders unter Sportsfrauen durchaus gebräuchlich) und Ulrike C. Tscharre als deren Freundin Sibylle spielen das mit eindrucksvoller Selbstverständlichkeit, ganz ohne großes Gehabe. In Zeiten neuerdings geforderter Frauenpower schon wieder eine besondere Leistung.

Überhaupt ist hier die von Maris Pfeiffer einfühlsam inszenierte Frauenfreundschaft verständlicher als die gesamte Whodunit-Serienmörderkiste. Mit voller Wucht wird das Augenmerk zunächst auf einen alkoholsüchtigen Patienten unserer Psychologin gelenkt. Mit ihm muss der Zuschauer Sitzungen durchstehen, denen der Erfolg schon aus Zeitgründen versagt bleiben muss. Der Tatverdächtige Stefan Grewe (Matthias Matschke), Automechaniker und braver Familienvater, ist nach einem Kindheitstrauma dem Alkohol verfallen. In den Psychositzungen verfertigt er jetzt eine Zeichnung, die den Ursprung seines Traumas bloßlegen soll, die Ursache seines wiederkehrenden Familien-zerstörerischen Alkoholproblems. Andere Verdächtige, vom Computer ausgespuckt, treten hinter dem Geplagten weit zurück.

Von einiger Ironie im Zusammenhang mit dem gegenwärtig allseits grassierenden Genderhype ist es allerdings, dass Kara, die Psychologin, immer wieder einen auch privat geschätzten Psychologie-Kollegen namens Paul Ludwig (Michael Rotschopf) zurate zieht. Nicht zuletzt angesichts der Schlüsselzeichnung aus den Kindertagen, in der Paul mehr als Kara erkennt, muss sie kleinlaut zugeben: "Ich hab da was übersehen." Eher unfein will es das Drehbuch (Sabrina Maria Roessel, Axel Hildebrand) darüber hinaus, dass der schlaue Kollege ausgerechnet den Sohn des Alkoholikers in Behandlung hat. Da fügt sich manches so unerlaubt wie fast von selbst zusammen.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

Das könnte Sie auch interessieren