Krimi im Ersten

"Kleine Prinzen": Lohnt sich der "Tatort" am Sonntag?

11.03.2016, 06.36 Uhr
von Detlef Hartlap
Nach einem Tod mit Fahrflucht ermitteln Flückiger (Stefan Gubser) und Ritchard (Delia Mayer) im Eliteinternat des Opfers.
BILDERGALERIE
Nach einem Tod mit Fahrflucht ermitteln Flückiger (Stefan Gubser) und Ritchard (Delia Mayer) im Eliteinternat des Opfers.  Fotoquelle: ARD Degeto/SRF/Daniel Winkler

Eigentlich ist der Tatort Kleine Prinzen nach fünf Minuten geklärt. Eine junge Frau liegt tot auf dem Asphalt; sie ist nachts auf einsamer Straße überrollt worden. Der Fahrer, von Gewissensnot geplagt, macht gar nicht erst den Versuch abzustreiten, dass er am Steuer eingeschlafen war.

Wäre da nicht, wie Kommissar Reto Flückiger (Stefan Gubser) bemerkt, die Merkwürdigkeit eines auf links getragenen Kleides.

Die Tote hieß Ava Fleury, war Schülerin in einem exklusiven Internat und neigte dazu, wie ihre Rektorin postum bekrittelt, "die falschen Waffen einzusetzen, um ans Ziel zu gelangen".

Arg klischeehaft

Nach dem schönen und beängstigend spannenden Luzern-Tatort mit "Tech-Nick" Antoine Monot Jr. vom letzten Sommer gleiten die Schweizer (Drehbuch: Stefan Brunner) diesmal wieder arg ins Klischeehafte ab.

Flückiger und Kollegin Liz Ritschard (Delia Mayer) spähen ein lächerlich auf Diskretion bedachtes Internat aus, das den emotionalen Waisenkindern von Superreichen vorbehalten ist. Sie erfahren einiges über Rauschgift und sehen die für jeden Tatort inzwischen unerlässlichen Smartphone- Filmchen.

Dann verschaffen sie sich Zugang zu einer Hotel-Etage, in der die Söhne eines offenbar vermögenden und einflussreichen Araber-Clans jenseits aller Gerichtsbarkeit logieren.

Diplomatische Verwicklungen

Schon kommt es zu diplomatischen Verwicklungen, die stark an die Randale eines Sohnes des libyschen Diktators Gaddafi in einem Genfer Hotel 2008 angelehnt sind. Damals versuchte Gaddafi die Ermittlungen abzuwürgen, indem er Schweizer Geschäftsleute in Libyen festsetzte.

Gegen solche Kolportagen als Krimistoff wäre gar nicht mal viel einzuwenden, würde es denn gekonnt inszeniert und nicht wie in einem Vorabenddramolett für die kleine Fantasie.

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