Maschinenraum des deutschen Films

Eine kritische Würdigung der UFA

von Maximilian Haase

ARTE blickt auf die großen Jahre und die große nationale Propaganda des ältesten deutschen Filmkonzerns UFA zurück. Der "Maschinenraum des deutschen Films" in kritischer Würdigung.

ARTE
Maschinenraum des deutschen Films
Dokumentation

"Un film allemand", "ein deutscher Film" pflegten die Franzosen einst zu sagen, wenn in den Kinos ein UFA-Film lief. Die hübsche Umdeutung des Kürzels, das eigentlich für die "Universum Film AG" steht, verweist auch heute noch auf die bedeutendsten Jahre der großen deutschen Filmproduktionsfirma. Als Propagandainstrument des Kaiserreichs 1917 gegründet, erwuchs die UFA in den 20er-Jahren zur weltweit bewunderten Kreativ-Fabrik, zum "Maschinenraum des deutschen Films", wie es der Titel der kritisch-informativen ARTE-Doku anlässlich 100 Jahren UFA auf den Punkt bringt. Den großen Glanz der ersten Zeit, mit Stars wie Marlene Dietrich und Regiegenies wie Fritz Lang, erlangte die Produktionsfirma nie wieder. Von der Vertreibung des besten Personals und der Instrumentalisierung im Dritten Reich konnte sich die schon immer konservative UFA nie erholen.

Ein Dampfer mit unterschiedlichen Flaggen

Das älteste deutsche Filmunternehmen umschreibt die knapp einstündige Doku von Sigrid Faltin Stereo per ARTE-typischer Illustrationen als großen Dampfer. Einen Dampfer, der im Laufe der Jahre immer unterschiedliche Flaggen trug: Vom Kaiserreich und die Weimarer Republik über das Dritte Reich bis in die BRD von Adenauer und die Bertelsmann-Übernahme in den 60er-Jahren war die UFA mit der deutschen Geschichte kontinuierlich untrennbar verknüpft.

Die gesamte Zeit über, so merkt die Doku kritisch-würdigend an, verkörperte sie ein nationales Unternehmen, das nicht nur kapitalistische Interessen bediente, sondern in stets konservativer Manier auch die deutsche Nation hochleben ließ. Bereits zur Hochzeit der UFA in der Weimarer Republik sollte im Produktionszentrum in Babelsberg mit teuren Epen der deutsche Mythos reproduziert werden. In letzter Konsequenz geschah dies im Dritten Reich, als die Produktionsfirma zum Sprachrohr der Nazi-Propagandisten unter Goebbels geriet. Von der Vernichtung und Vertreibung ihrer größten Kreativen in der Folge erholte sich die UFA nie wieder. In Adenauers Republik blieb sie kleinbürgerlich, nach der Übernahme durch den Bertelsmann-Konzern 1964 folgten vor allem Fernsehproduktionen bis hin zu "Gute Zeiten, Schlechte Zeiten".

Die Dokumentation arbeitet sich chronologisch an der Unternehmensgeschichte ab, an den Konflikten in der Führungsriege, an den Machtkämpfen zwischen Leitung und Politik, an den großen Geldgebern von Bosch bis AEG. Aber auch an Meisterwerken wie "Metropolis" und Regiestars wie Fritz Lang; entlang der Wirkungsgeschichte von Stars wie Marlene Dietrich über Gunnar Möller bis Mario Adorf. Aus Archiv- und Filmmaterial bedient sich das Werk ebenso wie aus Dutzenden Interviews mit Filmschaffenden, Filmkritikern und auch jungen UFA-Stars wie Tom Schilling. Letztere verhelfen der UFA mit großen, glanzvollen Fernsehproduktionen wie "Unsere Mütter, unsere Väter" oder "Charité" heute wieder zu künstlerisch-kreativem Ansehen.

Zuvor zeigt ARTE "Münchhausen"

Anschließend, 23.10 Uhr, zeigt ARTE den UFA-Stummfilm "Wege zu Kraft und Schönheit" von 1925. Bereits vor der Doku, um 20.15 Uhr, läuft ein Nazizeit-Klassiker der UFA: Der Kostümfilm "Münchhausen" mit Hans Albers in der Hauptrolle und unter Drehbuch von Erich Kästner, der im Nationalsozialismus unter Pseudonym schreiben musste, wurde 1943 mitten im Zweiten Weltkrieg gedreht und uraufgeführt, während die Städte in Schutt und Asche lagen. Goebbels wollte mit der Komödie über den bekannten Lügenbaron beweisen, wie wenig sich Unterhaltung und Filmindustrie vom Krieg beeinflussen ließen. Ein im negativen Sinne eindrückliches Beispiel für die Funktion der UFA im Dritten Reich.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

Das könnte Sie auch interessieren