Schauspieler im Interview

Peter Heinrich Brix: "Das Gift der Populisten wirkt"

von Erik Brandt-Höge

In einer neue Folge von "Nord Nord Mord" bekommt es die Rolle von Peter Heinrich Brix mit Naturschützern zu tun. Im Interview plädiert der Schauspieler für etwas mehr Gelassenheit in der hitzigen Klimadebatte.

Peter Heinrich Brix, 64, kennt das Landleben so gut wie das in der Stadt. Privat pendelt das nordische Urgestein zwischen Hamburg und seinem Bauernhof im idyllischen Angeln hin und her. Und im Job ist er unter anderem als "Großstadtrevier"-Polizist und als Sylter Kommissar Carl Sievers aus "Nord Nord Mord" bekannt. In "Sievers und die tödliche Liebe" (Montag, 13. Januar, 20.15 Uhr, ZDF) bekommt Brix' Figur es nun mit Naturschützern zu tun, die nackt demonstrieren, um die Seehundbänke der Insel vor den Bootsfahrten der Touristen zu schützen. Ein Gespräch über den Klimawandel, Fridays For Future, das "Gift der Populisten", Sylt als Symbol für die gesellschaftliche Entwicklung – und die Frage, ob Brix seinen anstehenden 65. Geburtstag lieber auf dem Land oder in der Stadt verbringen will.

prisma: Herr Brix, mit welchen Gefühlen verfolgen Sie die anhaltende Klimadebatte?

Peter Heinrich Brix: Mit gemischten Gefühlen – wie wir alle, denke ich. Wir wissen ja, dass wir über die Jahre viel versäumt haben. Andererseits macht sich mittlerweile eine gewisse Hysterie breit, die dem Ganzen auch nicht dienlich ist. Man muss aufpassen, dass man das alles nicht zur Glaubensfrage hochstilisiert – man sieht im Zuge der Debatte, wie zerstritten die Welt ist. Das Gift der Populisten wirkt. Eine differenzierte Versachlichung, ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren, würde sicher helfen.

prisma: Klingt, als würden Sie eine Bewegung wie Fridays for Future zunächst einmal begrüßen ...

Brix: Ja. Die Bewegung sieht zwar manchmal wie ein Happening aus – muss sie ja auch -, aber das Thema politisiert die Jugend, und das finde ich elementar wichtig. Fridays For Future macht vor, wie ernst man den Klimawandel nehmen sollte.

prisma: Würden Sie selbst auch auf die Straße gehen und demonstrieren?

Brix: Ich bin eher nicht der Typ, der seine Meinung transparent auf die Straße bringt. Aber: Man soll nie "nie" sagen. Ich bin da nur vorsichtig.

prisma: Inwiefern?

Brix: Na ja, es ist doch immer sehr leicht, sich in solche Bewegungen einzureihen. Man kann auch in kleineren Zusammenhängen Einfluss nehmen, etwa in dem man hinterfragt, wie man selbst eigentlich lebt. Man kann an vielen Stellen bewusster werden.

prisma: In der neuen Episode von"Nord Nord Mord", "Sievers und die tödliche Liebe", wird sehr deutlich demonstriert: Junge Leute campen nackt am Strand. Für Sie auch noch nachvollziehbar?

Brix: Man muss dazu sagen, dass wir das 2018 gedreht haben. Da war von der ganzen Bewegung noch nicht die Hälfte da, Fridays For Future gab es noch gar nicht. Und bei den Nackten dachte Sievers: Nett, niedlich. Da sind ein paar Halbwüchsige, die versuchen, ihre Blümchenwelt aufzubauen – und das ist in Ordnung. Sie sind engagiert, müssen nur gucken, dass sie dabei die richtigen Mittel wählen. Sievers hält es für sinnvoll, dass sie sich erst mal etwas anziehen (lacht).

prisma: Gedreht wurde wie immer auf Sylt. Haben Sie mit den Inselbewohnern auch mal übers Klima gesprochen?

Brix: Ich bin ja ein bisschen misanthropisch angehaucht, gerade, wenn ich drehe, und habe zu den Leuten gar nicht so sehr viel Kontakt.

prisma: Hat sich denn durch die Sievers-Rolle Ihr Verhältnis zu Sylt mit der Zeit verändert? Vor dem Engagement sagte Sie ja einmal, Sie wären zwölf Jahre nicht dort gewesen.

Brix: Sylt ist auch ein Teil unserer gesellschaftlichen Entwicklung.

prisma: Wie meinen Sie das?

Brix: Ich habe manchmal das Gefühl: Auf Sylt ist einiges drüber. Genau wie ich denke, dass diese ganze Kreuzfahrt-Szene irgendwie drüber ist. Es wird zwar damit Geld verdient, aber man sollte es vor den oben genannten Hintergründen ruhig mal hinterfragen.

prisma: Als Schauspieler kennen Sie die Küste, das Land, die Stadt – genau wie als Privatmann. Sie leben in Hamburg, haben aber auch einen Bauernhof in dörflicher Idylle. Wo sind Sie derzeit am liebsten?

Brix: Ich verlagere meine Schwerpunkte im Moment etwas mehr aufs Land. Ich merke, dass die Stadt enger geworden ist, auch schneller, und die Leute sind gestresster.

prisma: Wie muss man sich den Hof denn so vorstellen?

Brix: Ach, darüber rede ich eigentlich gar nicht so gerne. Das ist ja meine private Welt.

prisma: Eine etwas private Frage bleibt aber noch ...

Brix: Die Sie mir gerne stellen dürfen. Sie dürfen mir jede Frage stellen (lacht).

prisma: In diesem Jahr steht Ihr 65. Geburtstag an. Wie werden Sie feiern? Ohne viel Tamtam auf dem Land?

Brix: Mit dieser Einschätzung liegen Sie durchaus richtig.

prisma: Und die Zahl an sich? Macht die was mit Ihnen?

Brix: Es ist nur eine Zahl – aber eben eine Zahl. Das habe ich schon beim 60. Geburtstag gemerkt. Die Tage ziehen ins Land, und es ist schon auch gut, sich mit seinem Alter auseinanderzusetzen.

prisma: Welche Erkenntnisse hat diese Auseinandersetzung bisher für Sie gebracht?

Brix: Man muss seine Zeit so gut gestalten, wie man kann. Auf sich achten und Inhalte schaffen.

prisma: Und was das Gestalten von Sievers angeht, wird das noch eine Weile so weitergehen?

Brix: Das hoffe ich sehr! Wir haben da etwas sehr Schönes, etwas Besonderes, das mir großen Spaß macht. Ich mag diese Figur des Sievers, auch ihre Entwicklung. Außerdem haben wir ein tolles Team. Wir haben eine sehr anständige Form, miteinander zu arbeiten, und das darf ruhig noch ein paar Jahre so weiter gehen.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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