Finanzthriller bei ARTE

"Private Banking": Eine schon recht versaute Konstruktion

von Maximilian Haase

Ein Thriller im Finanzmilieu? Unweigerlich kommen einschlägige US-Filme wie "The International" und "The Wolf of Wall Street" in den Sinn. Doch während diese von Hollywood glänzend in Szene gesetzten Werke zugespitzt und weit entfernt wirken, setzt der Thriller "Private Banking" auf die nicht minder spannende Realität des Schweizer Bankensystems. Die zweiteilige SRF-Produktion, die ARTE nun wiederholt, nähert sich unter Regie von Bettina Oberli einem Finanzsystem, das angesichts des Wandels hadert. Ein heikles Thema zur richtigen Zeit.

ARTE
Private Banking
Thriller • 28.06.2018 • 20:15 Uhr

Ein Neuling an der Spitze einer grossen Bank? In "Private Banking" wird genau dieses Szenario durchgespielt: Die unerfahrene Caroline (Stephanie Japp) arbeitet eigentlich als Entzugshelferin, auch privat ist sie eher eine Aussenseiterin. Doch dann verschlägt es die junge Frau mitten in die Höhle der Schweizer Finanz-Löwen: Das Lebensprojekt ihres Vaters, die Zürcher Privatbank Weyer, muss gerettet werden. Der Wandel des Finanzsystems hat dem Kreditinstitut schwer zugesetzt.

Caroline nimmt die Herausforderung an, auch wenn ihr Bruder davon nicht begeistert ist. Mit Grund: Schritt für Schritt deckt die Newcomerin die über Jahre angehäuften Geheimnisse der Bank auf – und kommt auch den damit zusammenhängenden Machenschaften ihrer Familie auf die Schliche.

Man wagt sich damit an ein heikles Thema, das derzeit ausgiebig diskutiert wird: Wie kommt es, dass vom Großteil des gesellschaftlichen Reichtums nur wenige profitieren? Was haben traditionsreiche Privatbanken damit zu tun? Und was läuft hinter den Fassaden des bröckelnden Bankengeheimnisses ab? Weitere Hauptrollen spielen Marc Benjamin, Anna Schinz, Dietrich Siegl, Bettina Stucky und Christian Kohlund.

Drehbuchautor Thomas Ritter, der selbst als Headhunter tätig war und das System kennt, analysierte im Gespräch mit dem SRF: "Die Schweizer Bankenwelt und insbesondere das Bankgeheimnis hat viel mit unserem Landesbild zu tun. Diskretion, Sicherheit, Stabilität – das sind Schweizer Werte, die wir jahrelang nach aussen getragen haben. Dieses Wertesystem ist nun zusammengebrochen." Ob denn die Realität das im Film Konstruierte noch übertreffen könne? "Ich finde, unsere Konstruktion ist schon recht versaut", sagt Ritter. "Aber es ist natürlich möglich und anzunehmen, dass es noch schlimmer geht. Denken wir an die Panama Papers. Da passieren abstruse Dinge, die innerhalb dieses Systems völlig normal sind."

Teil 2 des Bankenthrillers zeigt ARTE gleich im Anschluss, um 21.45 Uhr.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

Das könnte Sie auch interessieren