BR wiederholt Neuverfilmung

"Sisi" mischt sich in die Politik ein

von Jasmin Herzog

In der Neuverfilmung von 2009 kommt Romantik nicht zu kurz, doch die "Sisi" unterscheidet sich dann doch stark von der jungen Frau im Weihnachtsklassiker.

BR
Sisi
Drama • 30.05.2020 • 20:15 Uhr

Da kommt er wieder angeritten, der junge bayerische Wildfang mit den langen Locken ... Ja, ist denn heut schon Weihnachten? Nein, und es ist auch nicht jene "Sissi" aus den 50ern, die sich dann traditionell im TV nach dem "Frranz" verzehrt. Diese "Sisi" hier schreibt sich – historisch korrekt – mit nur einem "s". Der Zweiteiler von 2009, den der BR nun wiederholt, möchte ihren Werdegang noch einmal erzählen: als Liebes- und Emanzipationsgeschichte.

Die deutsch-italienisch-österreichische Koproduktion hat den Anspruch, eine andere Geschichte der Kaiserin Elisabeth von Österreich (Cristiana Capotondi) zu erzählen, die bereits zu Lebzeiten wie ein Popstar verehrt worden sein soll. Eine andere als in den drei Heimatfilmen (mit Romy Schneider), aber auch eine andere als jene von der rastlosen und depressiven Kaiserin, die dem Schönheitskult verfallen war und die Pferde ihren Kindern vorzog. Erzählt wird nur von der Verlobung mit Kaiser Franz Joseph (David Rott) bis hin zur Krönung als Königin von Ungarn.

Kein Rehkitz wird diesmal gefüttert, und Herbert Knaup als Herzog Max heißt auch nicht "Papili". Dennoch ist auch beim Zweiteiler, dessen italienischem Drehbuch Christiane Sadlo alias "Inga Lindström" (ZDF) den letzten Schliff verpasste, Verzückung angebracht: schon allein wegen der opulenten Ausstattung, dem warmen Licht – und erst recht, wenn zur Liebe auf den ersten Blick leise die Musik einsetzt.

Neben der großen Liebesgeschichte inszenierte Xaver Schwarzenberger das Duell zwischen zwei starken Frauen: Als Schwiegermutter Erzherzogin Sophie, die damals im Hintergrund die Geschicke des Reiches lenkte, steht Martina Gedeck der Sisi gegenüber. Eine ungewöhnliche Rolle für die renommierte Schauspielerin, die versuchte, die Motivation dieser Machtfigur zu ergründen.

Während im ersten Teil Verlobung, Hochzeit, Eingewöhnung bei Hofe und erste Geburten abgearbeitet werden, wird merklich Wert darauf gelegt, die Zeitumstände darzulegen: Sisi wird über die unruhige politische Lage aufgeklärt, beginnt, sich für ihr Volk zu interessieren – und die Belange der Ungarn. Früh erscheint der leidenschaftliche Graf Andrassy (Fritz Karl) auf der Bildfläche. Sisi streitet sich mit Franz (David Rott) über Politik, schließlich hat ihr der Vater noch eingebläut, "mit dem eigenen Kopf zu denken". Sie beginnt, sich einzumischen: "Ich bin keine Marionette!" – damit das klar ist.

Der zweite Teil (ab 22.10 Uhr) zeigt die Ereignisse nach dem Tod ihrer Tochter Sophie. Während das Kaiserreich immer mehr in Schwierigkeiten gerät, gestaltet sich auch das Familienleben von Sisi und Franz Joseph (David Rott) nicht sehr harmonisch. Immer wieder gerät die junge Frau mit ihrer Schwiegermutter (Martina Gedeck) aneinander, besonders in Erziehungsfragen. Dann schlägt Sisis große politische Stunde, und sie schaltet sich in den Konflikt zwischen Österreich und Ungarn ein.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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