"Ein Tag wie jeder andere"

"Tatort": Blutiges Bayreuth

22.02.2019, 15.49 Uhr
von Florian Blaschke
Warum? Thomas Peters (Thorsten Merten) erschießt einen Richter.
Warum? Thomas Peters (Thorsten Merten) erschießt einen Richter.  Fotoquelle: Hendrik Heiden/BR

Dramatisch inszeniert und teils hervorragend gespielt, leistet sich der fünfte Tatort aus Franken ärgerliche Schwächen – viele davon wären vermeidbar gewesen.

TV-TIPP

"Tatort: Ein Tag wie jeder andere"

Sonntag, 24.2.

20.15 - 21.45 Uhr

ARD

Wenn ein Tatort den Ti­tel "Ein Tag wie jeder andere" trägt, ahnt der versierte Krimifan, dass er das genaue Gegenteil zum Thema hat. Nehmen wir etwa eine Ge­richtsverhandlung in Bayreuth, gerade wird die Anklage verlesen, da steht der Verteidiger auf, zieht eine Pistole, schießt dem Richter in den Kopf und flieht.

Aus die­sem Beispiel macht der Tatort von Autor Erol Yesilkaya einen Fall – ohne erkennbares Motiv. Denn der Anwalt, Thomas Peters (Thorsten Merten), hatte weder Schulden noch psychische Prob­leme noch Streit mit dem Richter.

Während die Mordkommis­sion Franken versucht, die Tat­umstände zu klären, sitzt Peters schluchzend in einem Bus. "Das wird alles wieder gut", versucht ihn eine Passantin zu beruhigen, aber das wird es nicht. Denn der Richter soll nicht sein letztes Opfer sein. Blutiges Bayreuth.

Auch wenn die Grundstruktur dieses Tatorts nicht neu ist: Einen Krimi, der so gekonnt mit den Banalitäten des Verbrechens spielt, hat es lange nicht gegeben. Und einen, dessen Drehbuch der­maßen perfide die Neugier auf das Motiv ausnutzt, auch nicht. Dazu kommen kluge Rückblen­den, eine packende Dramaturgie samt stimmig ­ironischem Soundtrack, eine elegante Ka­mera und eine Reihe famos agie­render Schauspieler wie Thors­ten Merten, Thomas Kügel oder Dagmar Manzel.

Ärgerlich ist nur, dass sich Erol Yesilkaya und Regisseur Sebastian Marka bei der Zeichnung der Figuren so wenig getraut haben. Während Anwalt Peters noch Tiefe und Detailschärfe hat, bestehen an­dere Protagonisten bloß aus gro­ben Ideen, aus Versatzstücken. Dieses Auseinanderdriften zwischen Anspruch und fertigem Film wird durch andere Vorzüge zwar verdeckt, es bleibt aber eine gewisse Lieblosigkeit spürbar. Sie wäre – und das ist das eigent­lich Ärgerliche – leicht zu erken­nen und zu beheben gewesen.

Offenbar aber genügt dieser Tat­ort den Ansprüchen von Sender und Produzent Jakob Claussen, der diesen Krimi vor allem dafür rühmt, dass er – erst als dritter Spielfilm – auf dem Grünen Hügel im Festspielhaus drehen durfte. Die Mühe, das zu errei­chen, wäre woanders vielleicht besser investiert gewesen.

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