Drittel Staffel bei Magenta TV

"The Handmaid's Tale": Amerikas finsterste Zukunft

von Eric Leimann

In der dritten Staffel der dystopischen Serie "The Handmaid's Tale" formiert sich der Widerstand gegen den faschistoiden Staat Gilead. In den USA gewinnt die düstere Serie immer mehr Zuschauer.

Als im Oktober 2017 die erste Staffel der hochgelobten US-Serie "The Handmaid's Tale" startete, wurde sie schnell zum Mythos. Nicht, weil so viele Menschen sie gesehen hatten und begeistert waren, sondern eher, weil fast niemand Zugang zu diesem Meisterwerk hatte. Acht Primetime-Emmys und zwei Golden Globes hatte das dystopische Epos mit Elisabeth Most ("Mad Men") – und hierzulande konnte es kaum jemand sehen? Letzteres lag am Rechteinhaber Entertain TV, dem Streamingportal der Telekom. Der ehemalige staatliche Telefonkonzern hatte sich die Ausstrahlungsrechte der Hulu-Serie für Deutschland gesichert, doch man hatte – verglichen mit Netlix, Amazon oder Sky – zu diesem Zeitpunkt doch arg wenig Kunden. Mittlerweile wurde aus Entertain TV der etwas griffigere Name Magenta TV – und man ist verbreiteter. Wohl auch dank einer großen Werbekampagne mit Christian Ulmen und Fahri Yardim. Was gleich geblieben ist: "A Handmaid's Tale" gibt es immer noch exklusiv bei der Telekom. Zumindest gilt das für Staffel drei, deren 13 Folgen ab Donnerstag, 5. September, gezeigt werden.

Erzählt wird vom Widerstand der Ehren-Handmaid June (Elisabeth Moss) gegen das faschistische Regime des Staates Gilead, der nach einem gelungenen Aufstand rechter Fanatiker auf dem Boden der USA entstanden ist. June ist eine der wenigen Frauen dieser nahen Zukunft, die noch Kinder bekommen kann. Diese "Handmaids" tragen altertümliche Roben und müssen der regierenden Männer-Kaste, die sich Commander nennen, als Gebärmaschinen dienen. In Gilead herrschen Angst und Spitzelwesen. Jeder fühlt sich beobachtet. Selbst kleine Verstöße gegen die strengen Regeln – man tauscht pseudo-religiöse Grußformeln aus und in den Supermärkten gibt es nur gesundes Essen – kann zur Inhaftierung oder Hinrichtung führen. Wer es über die streng bewachte Grenze schafft, versucht nach Kanada zu fliehen.

Staffel vier von "The Handmaid's Tale" ist bestellt

Staffel eins, deren Drehbuch brillant den bereits 1985 erschienen, gleichnamigen Roman der kanadischen Schriftstellerin Margaret Atwood adaptierte, wurde immer wieder mit der Entwicklung Amerikas unter der Präsidentschaft Donald Trumps in Beziehung gesetzt. Kein Wunder, erzählt doch die Serie in regelmäßigen Rückblenden, wie schnell sich die USA von einer Demokratie in eine Diktatur verwandelte. Es sind diese kurzen Szenen, die an "The Handmaid's Tale" vielleicht am meisten begeistern – neben den stark dargestellten Angst- und Schreckens-Mechanismen der neuen Gesellschaft Gileads.

Auch Staffel zwei, für die es zwar keine Romanvorlage, aber immerhin die unterstützende Mitarbeit der Ur-Autorin Margaret Atwood gab, bekam von Kritikern und Zuschauern ein gutes Zeugnis ausgestellt. Selbst, wenn der Preisregen von Staffel eins ausblieb. Checkt man die Kritiken zu Staffel drei, die in den USA bereits zwischen Juni und August 2019 über Hulu zu sehen war, ist der Tenor immer noch positiv, auch wenn bestimmte Redundanzen des Plots moniert werden. Ohne zu spoilern, darf verraten werden, dass June und ihre Kampfgenossen nun mutiger gegen das Regime vorgehen, das erste Risse zeigt.

Ob "A Handmaid's Tale" bis zum Fall Gileads weitererzählt wird – und in welcher Staffel dieser vollbracht ist, darüber schweigen sich die Produzenten rund um Showrunner Bruce Miller aus. Die Produktion einer vierten Staffel ist längst bestätigt. Kein Wunder, denn zwischen Staffel zwei und drei gewann die Serie – laut Hulu – 40 Prozent neue Zuschauer dazu. Offenbar – und leider – passt diese ganz sicher nicht immer leicht zu ertragende, beklemmende Reise ins finsterste Herz der USA immer besser in die Gegenwart. Können so viele Amerikaner irren?


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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