Dokumentarfilm im Ersten

"Zensierte Stimmen": Kein Krieg endet "heldenhaft"

von Andreas Schöttl

50 Jahre nach Ende des Sechs-Tage-Krieges wurden in Israel Erfahrungsberichte damals teilnehmender Soldaten freigegeben. "Zensierte Stimmen", so der Titel des Films von Mor Loushy, zeichnet das erschreckende Bild über die Leiden vieler nach den Kampfhandlungen.

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Dokumentarfilm im Ersten: Zensierte Stimmen
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Der Sechs-Tage-Krieg (5. bis 10. Juni 1967), der dem siegreichen Israel gegen die arabischen Staaten Ägypten, Jordanien und Syrien unter anderem massive Landgewinne brachte, wird in dem Staat noch immer als "heldenhaft" verklärt. Auch der heute berühmte Schriftsteller Amos Oz war damals als junger Soldat dabei.

Nach Kriegsende stellten sich bei ihm jedoch keine Gefühle der Euphorie oder des Triumphs ein. Ausgerüstet mit einem Tonbandgerät wollte er von seinen Mitstreitern damals wissen, ob auch sie unter den mitunter schrecklichen Erfahrungen von Tod und Krieg leiden würden.

Oz nahm so erschütternde Berichte von Schmerz und Scham auf. Gehört wurde sie jedoch bis heute nicht. Die israelische Armee hielt sie 50 Jahre unter Verschluss. Sie wurden zensiert, im Sinne das kein vermeintlicher Blutspritzer einen siegreichen Krieg beschmutzen könnte.

Die israelische Regisseurin Mor Loushy hat die Stimmen über den Krieg in ihrem aufrüttelnden Dokumentarfilm "Censored Voices" (2015), so der Titel im Original, verarbeitet. Auch ihr bisheriges Weltbild hat sich dadurch verändert. Sie urteilt: " Jetzt, wo die Aufnahmen von damals wieder zu hören sind, entsteht ein echtes Bild von diesem Krieg, der so anders verlief, als uns Kindern beigebracht wurde. Es ist ein trauriges Bild, ein tragisches."


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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