"Ein amerikanisches Trauma"

Der Sturm aufs Kapitol: ARTE-Doku blickt zurück

von Maximilian Haase

Ein Mob stürmt das US-Kapitol in Washington. Die Randalierer sind Anhänger von Donald Trump. Ein Jahr später befasst sich eine ARTE-Doku nochmal mit dem "amerikanischen Trauma".

ARTE
Der Sturm aufs Kapitol – Ein amerikanisches Trauma
Dokumentation • 04.01.2022 • 20:15 Uhr

Ein Jahr ist es her, dass der Sturm auf das Kapitol die USA und die Welt erschütterte. Der 6. Januar 2021 wird als ein Tag in die US-Geschichte eingehen, an dem die Grundpfeiler der Demokratie ins Wanken gerieten. Ein bewaffneter Mob hatte das politische Zentrum der Vereinigten Staaten gestürmt, um die offizielle Bestätigung Joe Bidens als Wahlsieger zu sabotieren. Beeinflusst worden waren die zum Teil Bewaffneten vom damals noch amtierenden Präsidenten Donald Trump, der immer wieder von einer "gestohlenen Wahl" gesprochen hatte. Wie konnte es zu dem schockierenden Vorfall, der fünf Menschen das Leben kostete, kommen? Die ARTE-Doku "Der Sturm aufs Kapitol – Ein amerikanisches Trauma" rekapituliert die Ereignisse und blickt auf die Folgen ein Jahr später.

Der Tag, an dem die Niederlage Trumps mit Gewalt verhindert werden sollte, ist gut dokumentiert – fast ohne Lücken, durch Fernsehkameras und Handyaufnahmen. Auch darum konnten die Filmemacher Dagmar Gallenmüller und Gaston Saša Koren aus verschiedenen Perspektiven analysieren, wie die Angreifer vorgingen und wie Polizei und Ordnungskräfte hilflos zusehen mussten. Die knapp einstündige Dokumentation zeigt die Geschehnisse einerseits aus Sicht des Mobs, der selbst fleißig filmte. Andererseits aus Sicht der Kongressabgeordneten, die sich im Inneren des Gebäudes verbarrikadierten – oft in Todesangst -, und aus Sicht der zahlreichen Journalisten, die aus dem Kapitol live berichteten.

Die Augen der Welt waren an jenem 6. Januar auf den Capitol Hill gerichtet, noch Wochen später kannten die Medien fast nur jenes Thema. Ein Jahr später sind aufgrund tausender Aufnahmen zahlreiche Täter identifiziert und angeklagt. Beleuchtet wird in der Dokumentation entsprechend auch die Aufarbeitung des Kapitol-Sturms. Sei es mit Blick auf die Arbeit der Untersuchungskommission oder die juristischen Folgen, sei es mit einem Fokus auf Gouverneurswahlen und die Veränderungen, die das politische System wieder geraderücken sollen.

Auch die Folgen für die Demokratie und Politik beleuchtet die vom ZDF mitproduzierte Doku: Schließlich scheint die US-Gesellschaft nach einem Jahr ohne Trump und mit einem Präsidenten Biden an der Spitze, der sich die Integration aller zum Ziel gesetzt hatte, gespaltener denn je. Nicht zu Unrecht stellt der Film also die Frage: "Droht eine weitere Eskalation zwischen den politischen Lagern?" Und dann wäre da noch jener Mann, dem viele die Schuld am Sturm auf das Kapitol geben: Donald Trump beherrscht die Republikaner weiter und könnte für die US-Wahl 2024 abermals kandidieren.

Zwei Tage nach der ARTE/ZDF-Doku zeigt auch das Erste einen Film zum Kapitolsturm: "Sturm auf das Kapitol. Der Angriff auf die US-Demokratie" läuft am 6.1. um 22.15 Uhr.

Der Sturm aufs Kapitol – Ein amerikanisches Trauma – Di. 04.01. – ARTE: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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