Film im ZDF

"Immer der Nase nach": Irgendwie doch alles gar nicht so schlimm

von Franziska Wenzlick

Im Job läuft es nicht, im Privatleben auch nicht. Das stürzt die knapp 50-jährige Tanja in eine Sinnkrise. "Immer der Nase nach" ist vor allem dank der tollen Besetzung eine warmherzige Komödie.

ZDF
Immer der Nase nach
Komödie • 26.08.2021 • 20:25 Uhr

Zugegeben, es ist ein etwas ulkiger Anblick, wenn eine frustrierte Claudia Michelsen mit einer gigantischen Pappmaché-Nase auf den Rücken geschnallt durch die Straßen Berlins marschiert. Vor allem aber kann Tanja, so heißt Michelsens Figur in Kerstin Poltes liebenswerter Komödie "Immer der Nase nach", einem so richtig leidtun. In ihrem Job als Schaufensterdekorateurin läuft es nicht mehr, und die überdimensionierte Papp-Nase, die einst eine Apotheke zierte, darf sie nun stattdessen mit nach Hause schleppen. Das Problem, erklärt Tanja ihrer Freundin Imke (Corinna Harfouch), sei vor allem, dass zu viele Geschäfte schließen müssten: "Keine Läden heißt keine Schaufenster, keine Schaufenster heißt keine Schaufensterdeko, keine Schaufenstereko heißt keine Aufträge."

Doch nicht nur beruflich läuft es für Tanja bescheiden. Auch privat scheint sie mit knapp 50 irgendwie meist fehl am Platz zu sein. Zum Beispiel auf der WG-Einweihungsparty ihrer Tochter Lisa (Lena Klenke), die Tanja lieber dafür nutzen würde, Möbel aufzubauen. Stattdessen muss sie mit Lisas Mitbewohnern plaudern, die dem Berliner Hipstertum so sehr verfallen sind, dass sie den ganzen Tag halluzinogenen Pilz-Tee trinken und einander die reichlich kreativen Spitznamen "Gurke, Kiwi und Möhre" verpasst haben. Ein Glück, dass auch Nick (Helgi Schmid) zu Gast ist, ein Schreiner in den Mittdreißigern. Dass er anbietet, die frisch Geschiedene Tanja und ihre Begleitung Imke nach Hause zu fahren, kommentiert Imke noch im Auto recht treffend per SMS an Tanja: "Der steht auf dich."

Auch sonst plätschert "Immer der Nase nach" so vor sich hin und lässt dabei in Sachen Generationenkonflikt kein Klischee unberührt. Tanja besucht Online-Kurse von jungen Unternehmern, die sich alle nicht nur mit ihren Vornamen, sondern auch mit ihren Pronomen vorstellen. Sie geht mit hippen, potenziellen Kunden in Clubs, die bedeutungsschwangere Namen wie "1984" oder "Rosa Parks" tragen. Inmitten dieser Versuche, sich nicht komplett der Sinnkrise hinzugeben, muss sich Tanja auch noch um ihre Mutter Ellen (Angela Winkler) sorgen, die seit geraumer Zeit im ständigen Austausch mit einem Onkologen steht, aber nicht verraten will, weshalb eigentlich.

So banal die Geschichte auch daherkommen mag, Kerstin Polte ist mit ihrem Film doch ein kluger, einfühlsamer Blick aufs Leben gelungen. "Immer der Nase nach" funktioniert auch deshalb so gut, weil das ZDF mit Angela Winkler, Corinna Harfouch, Lena Klenke und allen voran Claudia Michelsen vier hochkarätige Schauspielerinnen vor der Kamera versammelt hat, die die Komödie zu einem warmherzigen Ausflug ins Leben einer Frau machen, die gerade nicht so recht weiß, wo eigentlich ihr Platz in der Welt ist. Die Botschaft, die Kerstin Polte ihrem Publikum mitgibt, ist eine wahrlich beruhigende: Am Ende ist irgendwie doch alles gar nicht so schlimm.

Immer der Nase nach – Do. 26.08. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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